/1/ Das Leben kann nicht von jeher1 auf der Erde bestanden haben. Erst musste sich die Oberfläche verfestigen und abkühlen, erst musste der Wasserdampf der Luft sich auf die Erdoberfläche als Regen niederschlagen können, ohne bei Berührung mit dem heißen Boden sofort wieder zu verdampfen2, dann erst konnte lebende Substanz sich bilden und bestehen bleiben. /2/ Es ist nicht leicht zu erklären, wie die hochkomplizierten EiweiЯverbindungen von selbst zustande kamen3, während es selbst heute dem Chemiker nur gelingt, sie in sehr grober Form zu imitieren. Über dem Ursprung des Lebens gibt es zwei Gruppen von Hypothesen. Die Vertreter der ersten behaupten, das Leben sei4 gar nicht auf der Erde entstanden, sondern sei zu uns von anderen Planeten, von anderen Sternsystemen gekommen. /3/ Damit aber ist das Problem nicht gelöst, sondern nur verlagert, denn irgendwo musste ein erstes Leben aufgetreten sein, und seine Entstehung blieb nach wie vor zu erklären. Diese Hypothese stößt auch auf eine unüberwindliche Schwierigkeit. /4/ Der Weltraum ist erfüllt von ultravioletter Strahlung. Davon5 gelangt nur ein winziger Bruchteil auf die Erde, denn die Ozonschicht, die über unserer Atmosphäre lagert, lässt das ultraviolette Sonnenlicht, das unsere Erdoberfläche erreicht, tötet Bakterien in wenigen Minuten. /5/ Im Weltraum würden6 unsere Keime von der starken Strahlung zerstört werden und keine Sekunde existieren. So müssen wir darauf verzichten, den Ursprung des Lebens auf fremden Planeten zu suchen.Wenn es ein Leben auf der Erde gibt, dann muss es auch auf der Erde entstanden sein. /6/ Stoffliche Träger des Lebens sind die Eiweißkörper. Seit den ältesten Zeiten ist die Frage nach7 dem Ursprung des Lebens Gegenstand des naturwissenschaftlichen Denkens und Forschens. In jüngster Vergangenheit entwickelte der russische Forscher A.I. OPARIN eine umfassende Hypothese von der Entstehung des Lebens auf der Erde aus unbelebter Materie. OPARIN geht davon aus, dass alle den lebenden Organismus aufbauenden chemischen Grundstoffe8, wie z.B. Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff auch in der unorganischen Natur vorkommen. Er unterscheidet für die Entstehung des Lebens drei Hauptetappen: 1) Das Entstehen von Kohlenwasserstoffen als einfachsten organischen Verbindungen; 2) Die Bildung komplizierter organischen Substanzen von eiweißartiger Beschaffenheit; 3) Das Entstehen lebendiger Eiweißkörper mit allen das Leben kennzeichnenden Eigenschaften wie Stoffwechsel, Vermehrung, Reizbarkeit und Entwicklung. /7/ Durch Konzentration der Kohlenwassermoleküle in der Nähe der Vulkane (erwärmte Stellen) entstehen scharf abgegrenzte Gebilde; sogenannte Koazervate, die zu ihrer Umwelt in Wechselwirkung treten9. Im Verlaufe einer langen Entwicklung zu immer höheren Lebensformen mit steigender Vollkommenheit entstanden schließlich Gebilde, die als Urformen des Lebens anzusehen sind10. /8/ OPARIN äußerte als erster die Ansicht, dass in einer Atmosphäre aus Wasserstoff, Methan und Ammoniak, wie sie auf der Erde bestanden haben muss11, bei genügender Energiezufuhr könnte12 die Sonnenstrahlung oder elektronische Entladungen gedient haben, welche im Urzustand der Erde viel häufiger und stärker gewesen sein mussten als zu unserer Zeit.
Texterläuterungen
1 nicht von jeher - не всегда 2 ohne ... zu verdampfen - не испаряясь ... 3 zustande kamen - пришли в состояние 4 sei ... entstanden - вероятно, возникла 5 davon - зд.: из них 6 würden ... zerstört werden, ... existieren - разрушились бы, ... просуществовали бы 7 die Frage nach (Dat.) - вопрос о (ч.-л.) 8 alle ... Grundstoffe - все основные химические вещества, образующие живой организм 9 in Wechselwirkung treten - вступать во взаимодействие 10 anzusehen sind - можно рассматривать 11 wie sie auf der Erde bestanden haben muss - именно такой, какой она (атмосфера) была на Земле 12 könnte ... gedient haben - вероятно, служила
Vokabeln
niederschlagen (u, a) - выпадать в виде осадков berühren, -te, -t - касаться, соприкасаться Substanz, f - материя Eiweißverbindung, f - белковое соединение gelingen (a, u) - удаваться grob - грубый, приблизительный verlagern, -te, -t - перекладывать nach wie vor - как и прежде unüberwindlich - непреодолимый Strahlung, f - излучение winzig (sehr klein) - крошечный erreichen, -te, -t - достигать Keim, m, -e - зародыш, микроб, росток verzichten, -te, -t - отказываться vorkommen (a, o) - встречаться, находиться unterscheiden (ie, ie) - различать Beschaffenheit, f - свойство, качество, состояние Reizbarkeit, f - возбудимость Gebilde, n - образование, форма, творение, произведение Vollkommenheit, f - совершенство Ansicht, f - точка зрения, мнение Entladung, f - разряд (эл.)
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